Wieso Sportvereine mehr Fundraising betreiben sollten

Geschrieben von Marthe-Victoria Lorenz

17 Dez 2014

Ein Gastbeitrag von Maria Ratz

Ein Blick auf die Statistiken der Fundraising-Branche zeigt: Der Sport taucht hier entweder gar nicht oder nur minimal auf den hintersten Plätzen auf. Dabei ist der Sport mit 27 Millionen Mitgliedschaften im Sportverein und 8,75 Millionen Ehrenamtlichen die größte Bürgerbewegung in Deutschland. Man sollte eigentlich meinen, dass aufgrund der Bedeutung der Sportvereine in Deutschland ein Großteil privater Gelder in diesen Bereich investiert werden. Woran liegt es und was können Vereine verbessern?

Sportvereine halten an klassischen Finanzierungsmethoden fest – auch wenn diese gegebenenfalls nicht zukunftsträchtig sind

Aus meiner Sicht hängt es zum einen damit zusammen, dass es den meisten Sportvereinen bisher immer noch gelungen ist, sich anders zu finanzieren. Die öffentlichen Haushalte haben im Rahmen der sogenannten freiwilligen Ausgaben fast immer auch die Sportförderung bedacht. Sport ist ein wesentlicher Teil des kommunalen Zusammenlebens und wurde bisher immer stark von der öffentlichen Hand unterstützt. Hier muss sicherlich hinterfragt werden, wie lang und in welchem Umfang die Länder, Kommunen und Städte diese Unterstützungsleistungen zukünftig noch aufrecht erhalten können – denkt man beispielsweise an Schlagzeilen rund um Schuldenbremse, Verschuldung etc.

Vor allem aber nimmt Sponsoring im Sport einen beinahe omnipräsente Vormachtstellung ein. Jeder Verein will Sponsoring betreiben. Dabei können nur wirklich wenige Sportarten, Individualsportler bzw. Sportveranstaltungen wirklich sinnvoll Sponsoring betreiben. Es handelt sich dabei um jene, die sehr medienwirksam sind und somit auch eine geeignete Werbeplattform als Gegenleistung bieten können. Das trifft aber nur für einen Bruchteil der Vereine zu. Zwar versuchen auch viele kleine Vereine Sponsoring im lokalen Umfeld zu betreiben, allerdings ist dies nur durch größte Anstrengung möglich.

Statistische Auswertung kaum möglich: Fundraising ist nicht gleich Fundraising.

Eine andere Herausforderung stellt aber sicherlich auch die professionelle Erhebung und statistische Auswertung dar. Ich bin mir nicht sicher inwieweit die vielen kleinen Maßnahmen von Sportvereinen, zum Beispiel die Tombolas, Sommerfeste etc. in die Fundraising-Statistiken mit einfließen. Denn grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass Sportvereine Fundraising betreiben. Gerade für den Nachwuchsbereich werden zum Beispiel oftmals auch mit Sammelbüchse Gelder eingesammelt; teilweise gibt es da sehr kreative Ansätze. Ich denke, dass hier eine umfassende Statistik fehlt. Laut Pawlowski und Breuer (2012, S. 258) summierten sich die sportbezogenen Spendeneinnahmen in Deutschland auf 0,333 Mrd. Euro. Durchschnittlich bedeutete dies 3.666 Euro an Spenden pro Jahr pro Verein in 2008.

Das Denken in den Vereinen: der Mitgliedsbeitrag ist genug

Auch ist in vielen Vereinen noch das Denken verbreitet: unsere Mitglieder zahlen schon den Beitrag, wir können von diesen nicht noch Geld im Rahmen einer Fundraising-Kampagne verlangen. Hier muss man ein besseres Bewusstsein schaffen und auch auf die Ressourcen hinweisen, die man benötigt – egal ob dies Geld, Material oder vielleicht auch Ehrenamt ist. An dieser Stelle soll auf die Bereich Ehrenamt nur kurz eingegangen werden. Denn auch Zeitspenden können zum Fundraising hinzugezählt werden und in diesem Umfeld ist der Sport Spitzenreiter. Denn in kaum einer anderen sozialen oder gesellschaftlichen Bereich gibt es so viel ehrenamtliches Engagement wie im Sport.

FAZIT: Vereine müssen offen für neue Ansätze sein

Eine einfache Antwort auf die Frage, warum der Sport wenig Fundraising betreibt, gibt es nicht. Aufgrund der vielseitigen indirekten Möglichkeiten durch Sachsponsoring oder dem Ehrenamt kann nicht einmal wirklich gesagt werden, ob diese Aussage auch so zutrifft. Sicher ist, dass die Sportvereine noch stärker kommunizieren müssen, dass sie Fundraising betreiben, und aufzeigen sollten, wo und wie man sie unterstützen kann – dabei gilt es eben auch offen für neue Ansätze zu sein.

Verwandter Artikel dazu:
Deshalb reichen 8€ Mitgliedsbeitrag NICHT, um einen Verein zu finanzieren.

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Über Maria Ratz:
Maria ist Sportbegeisterung pur und hat dies nun zum Beruf gemacht. Nach ihrem Bachelor-Studiengang in International Sports Management in Newscastle und Bad Homburg und dem Master in Sportmanagement beschäftigt sie sich in ihrem Blog fundiert mit dem Thema “Fundraising – ein Modell für den Sport?! (fundraisingimsport.blogspot.de). Dieses Thema beschäftigt sie vor allem, da die Finanzierung aus ihrer Sicht der Dreh- und Angelpunkt bei Aktionen von Vereinen ist und Sponsoring immer nur als einzige Möglichkeit in Erwähnung gezogen wird. Sie ist selbst als Volunteer tätig und arbeitet derzeit für den Deutschen Turnerbund.

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Quellen:

  • Pawlowski, T. & Breuer, C. (2012). Die finanzpolitische Bedeutung des Sports in Deutschland. Wiesbaden: Springer Gabler.
  • GfK & Deutscher Spendenrat e.V. (2014) Bilanz des Helfens 2014. (10.09.2014). Aktueller Zugriff unter: spendenrat.de
  • Titelbild von Erich Westendarp auf Pixabay

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