Sven Knipphals: “Crowdfunding steht und fällt mit der Aufmerksamkeit.”

Geschrieben von Marthe-Victoria Lorenz

28 Feb 2014

Wir möchten euch und uns die Gelegenheit geben, in das Leben der deutschen Sportler einen Blick zu werfen, seien es Spitzensportler oder Amateure.

Zum Start haben wir uns aber gleich einen Kracher ausgesucht: Deutscher Vizemeister (200m) und Vierter der Weltmeisterschaften in der 4x100m-Staffel Sven Knipphals.

Für Aufsehen sorgte er im Dezember 2013 als er öffentlich verkündete, dass trotz großer Erfolge ohne Dopings sich kein Ausrüster dazu hinreißen ließ, ihn zu unterstützen – mit 500€ im Monat. Es entstand eine heiße Diskussion mit mehr als 14.000 Likes, 800 Kommentaren und 2.200 Shares (siehe facebook-Post unten).

Wer Sven noch nicht kennt:

Geboren 1985 begann er im Alter von sieben Jahren mit der Leichtathletik. Die Karriere begann aber erst mit 16 Jahren, als ihn sein jetziger Trainer Werner Morawietz unter seine Fittiche nahm. Im Jahr 2009 stand Sven bereits im Finale der Deutschen Meisterschaft und lief Niedersachenrekord (10,34 Sekunden auf 100 Metern). 2013 folgte sein bisher erfolgreichste Saison mit persönlicher Bestzeit 10,20 Sekunden (100m), Deutscher Vizemeister (200m), Vize-Team-Europameister und Vierter bei der Weltmeisterschaft mit der 4 x 100m-Staffel. Das große Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro 2016. Neben der Sportkarriere praktiziert er beruflich als Chiropractor in Leipzig in der Praxis von Timo Kaschel.

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fairplaid: Hallo Sven, Du bist Niedersachsens Leichtathlet des Jahres, 2013 WM-Vierter geworden. Wie müssen wir uns das Leben eines deutschen Spitzensportlers vorstellen? Kannst Du uns einen kleinen Einblick in Deinen Alltag geben, wie kam es zu deinen Erfolgen?

Sven: Bei mir hat sich in letzter Zeit einiges verändert. Ich habe im Sommer 2013 mein Studium mit dem Master of Chiropractic abgeschlossen. Seit September arbeite ich ca. 20 Stunden die Woche in Leipzig in einer Chiropractic Praxis.

Während meines Studiums musste ich viel zwischen Deutschland und England hin und her fliegen und hatte keine wirklich guten Trainingsbedingungen und habe nur nach dem Plan eines Trainers trainiert. Wir haben regelmäßig geskypet und das hat gut funktioniert. Dass ich so erfolgreich geworden bin, liegt denke ich an 3 Dingen: Erstens liebe ich es zu trainieren und bin sehr ehrgeizig. Zweitens habe ich mit Werner Morawietz einen Trainer der auf mich eingeht und fachlich sehr kompetent ist. Drittens habe ich durch mein Studium viel über den Körper gelernt und weiß wie ich Überbelastungen frühzeitig aus dem Weg gehe.

Jetzt lebe ich in Leipzig, bekomme weiter meine Pläne vom Wolfsburger Trainer und trainiere vor Ort mit dem Bundestrainer. Die Kombination funktioniert bisher sehr gut. Auch der Spagat zwischen Training und Arbeit läuft gut, was aber definitiv auch meinem sehr entspannten Chef anzukreiden ist.

fairplaid: Trotz Deiner harten Arbeit, Deiner Erfolge und sicher auch Deines Vorbildsstatus konntest Du Anfang Dezember keinen Ausrüstervertrag abschließen. Was denkst Du sind die Probleme beim Sponsoring, die Dich und viele andere Spitzensportler hierbei treffen?


Sven:
Ich denke das Hauptproblem ist, dass wir zu schlecht vermarktet werden. Die Leistung stimmt und wenn man in der Bild ließt dass irgend einem Bayern Spieler  im Training auf den Fuss getreten wurde kann das nicht interessanter sein als ein Wettkampf von uns. Ich finde im Bezug auf Vermarktung gibt es noch sehr viel Potential. Deshalb lasse ich mich seit Januar auch von Ingo Bartels von Talententdecker vermarkten um einfach attraktiver für Sponsoren zu sein. Das große Problem ist auch das heute von Sportlern zu viel erwartet wird. Man soll sich optimal auf die Zukunft vorbereiten (Studium) und parallel irgendwie Weltklasse sein und sich dann auch noch um Geld etc. kümmern. Wenn man dann einen Freund oder Freundin hat oder vielleicht noch ein Kind, bleibt etwas auf der Strecke. Die Staatlichen Unterstützungen sind auch viel zu klein, denn es fließt kein Geld direkt an den Sportler. Es wird in der Politik immer über Breitensportförderung geredet aber der Breitensport entwickelt sich aus dem Leistungssport und umgekehrt, aber nur Höchstleistungen inspirieren.

fairplaid: Nachdem Du in facebook öffentlich auf Deine Situation aufmerksam gemacht hast kamen viele Kommentare, ob Crowdfunding nicht eine Alternative wäre. Was sind aus Deiner Sicht Vorteile, aber auch Herausforderungen für Einzelsportler beim Crowdfunding? Was müsste passieren, damit Crowdfunding zukunftsträchtig für die deutschen Sportler ein Thema wird?


Sven:
Crowdfunding  ist eine Super Idee, aber hat 2 große Nachteile. Einmal steht und fällt das Projekt mit der Aufmerksamkeit die für das jeweilige Projekt generiert werden kann. Die “Randsportarten” haben leider eh ein Aufmerksamkeitsproblem, da beißt sich der Fuchs in den Schwanz. Das andere Probleme, dass ich bei Crowdfunding sehe ist das einmalige Projekt. In der Leichtathletik trainiert man in Olympiaden also in 4 Jahren, das heißt ich brauch eine klare Finanzierung für 4 Jahre um mich gezielt auf den Sport zu konzentrieren.

Nichts desto trotz halte ich Crowdfunding für eine große Chance und für die Zukunft sehr interessant.

fairplaid: Sven, vielen Dank für Deine Einblicke!
Ihr wollt Svens Werdegang verfolgen? Hier geht es zu seiner facebook-Seite.

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